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Das kleine Monument für die Partisanen von Medeno Polje

Medeno Polje, Bosnien und Herzegowina, ca. 1982 erbaut, Designer unbekannt. Foto: Kristina Koch

Dieser zierliche Spomenik erscheint unangekündigt auf der Landstraße M5 im Nordwesten von Bosnien-Herzegowina. Er steht etwa 50 Meter von der Straße entfernt, auf einer leichten Anhöhe. Er fügt sich einerseits mit seiner harmonischen, organischen Form und andererseits durch sein von Gestrüpp überwuchertes Umfeld so gut in die Landschaft, dass man ihn schlichtweg übersieht. Gegenüber liegt das Tal Medeno Polje, das Tal des Honigs. Hier hatten die Partisanen damals einen geheimen Flugplatz errichtet.

Das acht Meter hohe Monument aus Stahlbeton war einst der Haus-Spomenik der Bewohner des Ortes Bosanski Petrovac, der nur wenige Kilometer entfernt liegt. Es erinnert an den Flugplatz und den Aufstand gegen die deutsche Besetzung. Ein besonders hübsches Exemplar, ohne Kriegsvokabular. Daten und Infos zum Erbauer habe ich nicht gefunden.

Als die Alliierten nach Italien kamen, hatten die Partisanen in Nordwestbosnien endlich eine Chance, sich gegen die Angriffe der Luftwaffe zu wehren. Bari wurde zur Versorgungsverbindung. Anfang 1944 errichteten die Partisanen hier einen Flugplatz, von dem Tito seine Operation aus seinem 30 km entfernten Sitz in Dar koordinierte.

Nur wenige Kampfmissionen starteten von hier, hauptsächlich wurden Kranke und Verwundete evakuiert. Mehr als 2000 verwundete Soldaten und Zivilisten konnten nach Italien ausgeflogen werden. Über diese Verbindung konnte auch humanitäre und militärische Hilfe aus Bari nach Bosnien gelangen.

Was man heute nicht mehr sieht: 1982 wurde ein großer Denkmalkomplex auf beiden Seiten der Landstraße errichtet. Man konnte zum Beispiel einen ausgedienten Douglas C-47-Flieger besichtigen.

Jedes Jahr am 27. Juli feierte man es auf Medeno Polje ein großes Volksfest mit Reden und Party. Die Bauern aus der Region verkauften ihre Waren, es gab Bierzelte, Tito-Verehrung und so weiter. Manchmal sollen auf Medeno Polje im Schatten des Spomeniks auch Pferderennen stattgefunden haben. 

Foto: Kristina Koch

Nach dem Krieg in den Neunziger Jahren wurde der Flieger in die Luft gejagt, die Metallreste verscherbelt. Heute gibt es keine Spuren des Flugzeugdenkmals, nur der Komplex mit der Skulptur sichtbar. Die Tafeln und Inschriften wurden geklaut oder zerstört. Die Basis des Spomeniks ist kaputt, der Zement bricht an vielen Stellen. Immerhin kein Nazigekritzel. Dieser schöne Spomenik ist heute weder ein Partisanen-Pilgerort noch hat er Paten, die ihn rehabilitieren wollen.

Foto: Kristina Koch

(Danke an Edis F. für die zusätzlichen Informationen.)

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