Geflüchtete in Not an den Außengrenzen der EU. Viele, die sich engagieren und interessieren, sind gerade hilflos: Wegen der Corona-Gefahr mussten viele Helfer die Camps verlassen. Konvois kommen nicht mehr durch. Bei den Schutzmaßnahmen wurden die Geflüchteten schlichtweg vergessen. Nur Petitionen unterschreiben und auf Facebook liken – total frustrierend.
Dennoch ist es sinnvoll, weiterhin diese Petitionen zu unterschreiben. Darüber hinaus gibt es noch ein paar andere Möglichkeiten, wie wir zu einer Veränderung dieser unerträglichen Lage in Griechenland und Bosnien beitragen können. Bei einer Infoveranstaltung zur Situation an der bosnischen Grenze antwortete Berivan Aymaz von den Grünen in Köln auf die Frage, welche Maßnahmen neben Geldspenden sinnvoll sind: Druck machen und auf die Straßen gehen. Also. Auch jetzt.
Hier sind einige Wege, die ich empfehlen kann. Es gibt sicher noch mehr gute Adressen, freue mich über Ergänzung. Es geht vornehmlich um die Inseln Lesbos, Samos und die bosnisch-kroatische Grenzregion um Bihać.
Griechische Inseln
Aktionen von „Seebrücke – Schafft sichere Häfen“
Die Organisation Seebrücke startet viele Aktionen und erklärt auf der superinformativen und einfach zu überblickenden Seite www.seebruecke.org, wie man mitmachen kann. Hier geht es nicht nur um Geldspenden. Die Initiative wurde 2018 gegründet und hat für die Rettung der „Lifeline“ gekämpft, seither sind mehr als 300.000 Menschen für Seebrücke auf die Straßen gegangen.
Es gibt Infos, wie man Briefe und Aufrufaktionen an Abgeordnete des Bundestags schreiben kann. Vorformulierte Schreiben sind im Google-Drive-Ordner der Kampagne.
Dazu eine Liste mit Ideen, was man in den sozialen Medien machen kann. Zum Beispiel: Verbreitung von Fotos und Videos. Konzerte, Berichte, Plakataktionen. Auf der Seite kann man auch Grafiken für alle Social Media Aktivitäten downloaden.
Außerdem einige gute Inspirationen, wie man doch aktuell in öffentlichen Räumen etwas tun könnte.
https://seebruecke.org/aktionsideen
Aktuell gibt es eine Online-Aktion:
Am kommenden Sonntag, dem 29.3. um 16 Uhr findet die erste Online-Demo der Seebrücke statt:
https://www.facebook.com/events/212965793357000/213000650020181/
Petitionen unterschreiben
- Petition #LeaveNoOneBehind von Erik Marquardt
Jetzt die Corona-Katastrophe verhindern – auch an den Außengrenzen!
Der EU-Abgeordnete der Grünen, Erik Marquardt, will mit dieser Kampagne Aufmerksamkeit und Druck erzeugen sowie Geld für Hilfsorganisationen sammeln. Er appelliert an die sofortige Evakuierung der Lager auf den ägäischen Inseln und die bestmögliche medizinische Corona-Versorgung für alle Menschen in Europa.
2. Petition von Action for Education an Charles Michel, Präsident des Europäischen Rates, Ursula von der Leyen und Staatschefs der Mitgliedsstaaten.
3. Mission Lifeline initiierte die Evakuierung von Kindern und Müttern von Lesbos nach Berlin. Das Geld für die Kosten eines Charterfluges von Lesbos nach Berlin ist seit der am 8.3.2020 gestarteten Spendenaktion sichergestellt. Spenden, die über die Evakuierung hinausgehen, fließen in ein Hospital, für das die Organisation sehr gern mit NGOs vor Ort kooperiert.
https://mission-lifeline.de/savethem
Offener Brief
Offener Brief an die EU-Kommision und das Zentrum für die Koordination von Notfallmaßnahmen mit dem Aufruf, das Camp Moria auf Lesbos zu evakuieren.
https://www.evacuate-moria.com
Spenden
Hier kommen Eure Spenden sicher an und bewirken viel:
- Refugee Law Clinic Berlin auf Samos
Eine befreundete Mitarbeiterin der Freiwilligenagentur Köln war mehrmals auf Samos und empfiehlt, die Refugee Law Clinic zu unterstützen. Die Juristen dieser Berliner Organisation leisten die einzige unabhängige Rechtshilfe auf der Insel und machen sehr gute Arbeit. Sonst gibt es kaum Zugang zu rechtlichen Infos. Die Geflüchteten sind nicht aufgeklärt über ihre Rechte oder über die Prozesse der Asylverfahren. Seit zwei Jahren befinden sich Teams auf Samos, die Geflüchteten in Workshops und individuellen Sprechstunden Rechtsinformationen zur Verfügung stellen. Die Gelder, die sie bisher bekommen haben, wurden für dieses Jahr überraschend nicht verlängert, so dass Unterstützung nötig ist.
2. Stand by me Lesvos
Die Organisation wurde 2017 von Einheimischen auf Lesbos gegründet. Ehrenamtliche Helfer haben low budget einen sicheren Ort errichtet, wo Einheimische, Geflüchtete und internationale Freiwillige zusammen arbeiten. Ein paar Meter vom Moria-Camp entfernt werden Griechisch- und Englischkurse sowie Möglichkeiten zum vertraulichen Austausch für Frauen und ein Corona Awareness Center angeboten.
3. Avicenna Kultur- und Hilfswerk in Köln
Die Kölner Flüchtlingsorganisation Avicenna ist auf der ganzen Welt aktiv. Auch auf den griechischen Inseln, wo die Mitarbeiter z.B. medizinische Hilfe leisten. Aktuell sind mehrere Avicenna-Konvois mit Kleidung und Medikamenten im syrischen Idlib angekommen. Unbedingt unterstützenswert. Die Webseite ist immer up to date und hält ausführlich über die Projekte auf dem Laufenden.
Spendenkonto: Avicenna Kultur- und Hilfswerk e.V., IBAN: DE 55 3006 0601 0005 0195 00
Bosnien
SOS Bihać
Mein Bekannter Dirk Planert aus Dortmund und Zlatan Kovacević aus Bihać haben SOS Bihać gegründet. Seit etwa einem Jahr notversorgen sie die geflüchteten Menschen in und um die Stadt Bihać, die nahe der kroatischen Grenze liegt. Planert und sein Team hatten 2019 das kürzlich geräumte Lager Vućjak vor dem totalen Kollaps bewahrt. Sie kümmern sich jetzt um die Menschen in den anderen Lagern in Bihać und vor allem um all die, die in Wäldern, am Straßenrand oder in Ruinen in Nordbosnien hausen. Zuletzt war ein Einsatz im fünf Stunden entfernten Tuzla nötig, wo viele Geflüchtete unversorgt waren. Daneben helfen sie auch bedürftigen einheimischen Familien. SOS Bihać ist sehr gut vernetzt in der Region. Das Geld wird sofort für Lebensmittel und Medikamente verwendet und kommt – ich spreche aus eigener Erfahrung – sicher und am richtigen Ort an.
Spendenkonto Nothilfe für Flüchtlinge in Bosnien:
Dirk Planert , DE 22 4416 0014 6605 0393 00
K.K.